Hast du dich einmal gefragt – Was ist Leben?
Wow, wieder ein Jahr „geschafft„. Gestern das alte Jahr abgeschlossen und heute pünktlich um 00:00 Uhr ein Neues begonnen. Hört denn das nie auf? Naja, für mich schon, denke ich.
Weil heute der Neujahrstag ist, habe ich mit meiner Frau standardgemäß eine Wanderung gemacht. Das klingt so, als ob wir dies an jedem ersten Tag im Jahr machen müssen. Nein, es ist einfach eine schöne Tradition, welche wir, wenn es passt, sehr gern aufgreifen.
Unsere Tour führte uns heut in die Sächsische Schweiz. Sie liegt quasi vor unserer Haustüre. Nach einer Stunde Autofahrt erreichten wir den Wanderparkplatz „Nasser Grund“ im Kirnitzschtal bei Bad Schandau. Von hier kannst du eine ganzen Menge interessanter Ziele erreichen. Unser Ziel für heute (das erste Ziel für 2017) war der CAROLA-FELSEN oder auch die Carola-Aussicht genannt. Der Weg führte uns über einen schmalen Weg durch die sogenannte „Wilde Hölle“. Die „Wilde Hölle“ ist im unteren Teil so etwas, wie ein kurzer Kletterteig mit Tritten, Leitern und Halteklammern am Fels für die Hände.
Und dort ist es passiert – dieses Leben spüren…
Leben spüren
Es begann schon damit, dass die ersten Stufen des Steiges vereist waren. Meine Frau kam nur mit Mühe an den ersten Haltegriff, um sich hochzuziehen. Es folgten Leitern, ein Quergang, der mit Eis überzogen war und ein kleiner Abstieg, ebenfalls mit Eis überzogen.
Weißt du, vom Grund her kein Problem, aber…
Wir haben diesen Weg schon recht oft unter den unterschiedlichsten Bedingungen gemacht. Trocken – nass – voller Schnee – mit vielen Menschen – mit Gegenverkehr – ganz allein. Du hast die gleichen Tritte und Griffe, die gleichen Leitern – jedes Mal – und doch ist es immer ganz anders.
Auch mit dem Eis heute haben wir es gut gepackt, vielleicht hat es das eine oder andere Mal gegribbelt im Bauch. Vom Prinzip her war es gleich – und doch anders.
Da kam mir die Erkenntnis – für mich bedeutet Leben genau diese Dinge zu spüren – die Angst – das Gribbeln – das Ausgleiten eines Fußes – das Abfangen – das Brennen der Muskeln – die eisige Haut im eisigen Wind – die brennende Sonne auf der Haut – das Salz des Schweißes – die eiskalten Hände bei Fotografieren und so weiter. Das ist mein ganz persönliches Leben. Es ist für jeden anders. Ich kann mit der Stadt, mit einer Menschenmenge nichts anfangen – DU badest darin oder?
Leben annehmen
Mir wurde heute wieder einmal klar, dass es für mich unwahrscheinlich wichtig ist, in der Natur meinen Körper und seine Reaktionen zu spüren. Wofür ich unendlich dankbar bin, dass mein Körper mir zeigt, was ihm gut tut, wo er skeptisch ist und was er ablehnt. Ich möchte mich da gern als Schüler bezeichnen, denn ich lerne gerade (wieder) die Sprache meines Körpers. Nicht das ich ihm gegenüber blind gewesen wäre, aber die Feinheiten sind mir schon abhanden gekommen.
Hast du schon einmal deinen Körper gefragt – Hey, du da, möchtest du dieses Steak jetzt essen, dieses Bier trinken? Ganz ehrlich, ich bekomme nicht immer eine Antwort, wenn ich frage, doch es wird besser. Ich kann mich immer mehr auf mein Bauchgefühl verlassen. Es gibt Menschen, denen scheint dieses „Auf-sich-Verlassen“ in die Wiege gelegt zu sein und sie konnten es behalten. Ich lerne es gerade wieder. Wie ist es bei dir?
Dies anzunehmen, also ich meine dieses Weisheit meines Körper, der ganz genau weiß, was Leben ist, ist ein wichtiger Prozess für mich, den ich gern forcieren möchte (ich tue es).
Leben wählen
Wenn du bereit bist, das Leben in all seinen Facetten anzunehmen. Die guten, wohltuenden Informationen, aber auch die Schattenseite des Lebens, vielleicht Krankheit oder Verlust, dann erst kannst du, kann ich eine wirkliche Wahl treffen. Unter einer Wahl verstehe ich eine Ausrichtung im gegenwärtigen Sein. Eine Wahl ist nichts Festes, ist keine Struktur, sie ist „nur“ eine aktuelle Ausrichtung auf der Basis dessen, was für dich/mich gerade richtig ist. Doch braucht diese Wahl als Basis die Wahrnehmung, dieses körperliche und auch geistige Spüren, also das, was ich unter Leben verstehe (für mich).
Wenn ich wahrnehme, spüre, annehme, lebe, dann treffe ich auch eine Wahl für das Leben, für mein Leben. Wirst du gelebt – durch die bunte und schrille Außenwelt – durch die Vielzahl der Medieninformationen – durch das Mitschwimmen in der Masse – Was geschieht dann mit DEINEM LEBEN?