Mit dem Fahrrad von Lissabon nach Faro
Portugals Westküste mit Fahrrad Teil 2 - Der Weg
Der Weg ist das Ziel - in diesem Fall Quatsch oder? Naja, die Betätigung an sich war uns schon wichtig, aber ganz egal wäre es uns wohl nie, wo wir unterwegs sind...
Unsere Fahrradtouren planen wir immer vorher. Wir wollen gern wissen, welche Route wir fahren, welche Bedingungen zu erwarten sind (im Wesentlichen), wo wir schlafen werden usw.. Bei Portugals Westküste mit Fahrrad war es gar nicht so einfach Material zu bekommen.
Wie wir planen
Die heutigen Möglichkeiten im Internet bieten die idealen Voraussetzungen für die Planung der zu fahrenden Strecken. Die Basis ist erst einmal die Idee für ein bestimmtes Ziel oder ein Gebiet, welches wir erkunden wollen.
Für Portugal was dies die Westküste von Lissabon bis nach Sagres (südwestlichste Ecke Europas) und als letztendliches Ziel hatten wir Faro definiert. Dadurch war die zu fahrende Strecke recht genau bestimmt.
Welche Planungstools nutzen wir?
- Die Grobplanung beginnt mit immer Google Maps. Wobei wir sehr oft vorher Informationen von Freunden, Bekannten oder aus dem Internet gesammelt haben.
- Wir besorgen uns einen Reiseführer für das Gebiet. Diesmal haben wir nur den kleinen Führer für die Algarve gekauft. Für die Algarve ist er sehr zu empfehlen (Bruckmann Verlag "Algarve - Zeit für das Beste").
- Wenn wir fündig werden, dann kaufen wir uns Kartenmaterial in einem Maßstab ca. 1:50.000. Das gelingt nicht immer und bei langen Strecken wird es sehr viel. Diesmal sind wir erst in Portugal fündig geworden. Wir haben die Karte von "Rota Vicentina - SW Portugal" (1:55.000) gekauft. Hier kannst du sie bestellen (klicken).
- Da wir eben kein gutes Kartenmaterial vorab gefunden haben, hat Kati viele Wegabschnitte in Google-Maps erstellt, so dass wir wichtige Punkte selbst erstellt und ausgedruckt haben.
Das war unser Reiseführer für die Strecke ab Odeceixe bis zum Ziel nach Faro. Er ist wirklich super aufgebaut und hatte die Informationen, die wir bevorzugen - Land - Leute - Sehenswertes - Essen/Trinken. Es ist kein Kulturführer. Für Aktive super zu empfehlen.
Was wir alles planen?
Um ehrlich zu sein, wir planen gar nicht zu viele Details, wir lassen uns auch ein Stück weit "treiben". Jedoch gibt es ein paar Punkte, die uns immer wichtig sind:
- Die grobe Strecke, damit wir möglichst auf kleinen Straßen oder guten Wegen fahren können.
- Wir planen die Tagesetappen, um die Campingplätze zu kennen und gegebenenfalls vorzureservieren.
- Jedes Gebiet hat ein paar wichtige Highlights, die wir auch gern mitnehmen wollen.
- Wenn es in die konkrete Zeit passt, dann planen wir auch ein landes- oder Regionen typische Feste zu besuchen. Diesmal war keines geplant besucht.
Eine Erfahrung, die sich auf allen Fahrradtouren immer wieder bestätigt hat - Du nimmst dir eine Strecke vor - planst einige vom Hören-Sagen wichtige Punkte ein - ansonsten weichst du wenig von der "Hauptrichtung" ab.
Wir sind in Portugal Tagesstrecken zwischen 30 und 65 km gefahren - bei 30° C bis 45° C im Schatten. Da hatten wir keinen Bock mehr einen bestimmten Aussichtspunkt, den "DU UNBEDINGT GESEHEN HABEN MUSST" anzufahren. Wie ist deine Erfahrung hier?
Bei allen Planungen steht für uns ein gutes Verhältnis zwischen Sportlichkeit, Genuss und Spaß im Vordergrund. Wir veranstalten keine Fahrrad-Tour-Rennen.
Diese Strecke sind wir gefahren
Angekommen in Lissabon gegen 14 Uhr. Durch ein kaputtes Teil an meinem Rad waren wir gezwungen erst einmal ein Fahrradgeschäft zu finden, was dann zum Glück unweit des Flughafens war.
Gleich nach der Ankunft haben wir uns das erste Mal gründlich vertan - die Fahrt zum Campingplatz und das Geländeprofil dorthin. Wusstest du, dass Lissabon auf 7 Hügeln erbaut wurde. Gefühlt war der Flughafen auf einem davon und der Campingplatz auf der Spitze eines anderen...
Da wir mit dem Rad keine Schnellstraße fahren konnten (dachten wir) sind wir an Rand von komplett Lissabon von einem Ende zum anderen zu Campingplatz "Lisboa Camping" gefahren. Die letzten Kilometer STEIL bergauf und das völlig aus der Kalten. Das war einer der ungemütlichsten und teuersten Campingplätze. Von hier an haben wir immer bessere Erfahrungen machen dürfen.
Unser Streckenverlauf:
⃘ Lissabon, & mit der Fähre nach Trafaria, & Belvedere, & die N10 nach Azeitao, & Camping Picheleiros, & Setúbal, & mit der Fähre nach Tróia, & Comporta, & immer die Straße N261 bis zum Camping Parque de Campismo da Praia da Galé (super direkt oberhalb der Steilküste), & über Melides nach Sines zum Teil über die Autobahn (!) A26-1, & nach Porto Covo mit dem Camping parque de campismo de Porto Covo,
& über die Straße CM1072 über Brunheiras nach Vila Nova de Milfontes (Camping parque de campismo Campiférias nett), & über die Straße N393 und eine Nebenstraße nach Cavaleiro zum bekannten Leuchtturm Farol Cabo Sardao, & über Herdade do Touril nach Zambujeira do Mar, & weiter nach Odeceixe mit dem Camping Parque De Campismo São Miguel (sehr gut), & die Straße N120 zum Camping Parque de Campismo do Serrão (eher ungemütlich, aber keine Alternative) kurz vor Aljezur, & die Straße N268 über Carrapateira (sehr schöner Ort, Surferparadies) nach Vila do Bispo (einer der schönsten Strände), & weiter die N268 nach Sagres (sw-Punkte Europas ist der Leuchtturm am Cabo de São Vicente bei Sagres) Camping Orbitur Sagres, & über Vila do Bispo über die N125 nach Salema mit dem Camping SALEMA ECO CAMP - SURF & NATURE, & Nebenstraßen nach Burgau, & weiter nach Lagos Camping Trindade (ein Gefühl wie im Knast durch eine hohe weiße Mauer...), & über Odiáxere und Penia nach Alvor (eine der schönsten Städtchen mit Camping Alvor, & weiter die M531 nach Portimao, & die lange Strecke über Vilamoura (Cafe von Portugals Nationalheld Figo Nr 7) nach Quarteira Camping Orbitur Quarteira, & über Faro nach Olhao zum Camping Parque de Campismo e Caravanismo, & von hier sind wir mit dem Mietwagen nach Lissabon zurück gefahren.
Insgesamt sind wir mit Tagesausflügen von den Campingplätzen aus etwa 630 km gefahren. Der Verkehr war in der Regel wenig bis moderat, wir wurden als Verkehrsteilnehmer respektiert und hatten auf den Straßen keinerlei Herausforderungen. Für uns ein sehr cooles Fahrrad-Touren-Land.
Was wir definitiv nicht erwartet haben oder vielleicht ausgeblendet haben - die Westküste ist eine echt hügelige Strecke. Aber wir haben uns immer gesagt - Nach einem Bergab kommt immer ein Bergauf...
Wir hatten die Tage an der Westküste sehr viel kalten Wind (zum Glück und zur Freude von hinten), dadurch haben wir oft die heiße Sonne zu spät bemerkt. Gegenwind hatten wir sehr selten.
Campingplätze in der Reihenfolge:
https://www.lisboacamping.com/
https://www.clubecampismobarreiro.pt/
https://campinggale.com/
https://campingportocovo.pt/pt
https://www.campingcampiferias.com/
https://camping.campingsaomiguel.com/
https://campingserrao.com/
https://www.orbitur.com/campsite-orbitur-sagres
https://www.salemaecocamp.com/
Camping Trindade (keine Homepage)
https://www.campingalvor.com/
https://www.orbitur.pt/camping-orbitur-quarteira
https://www.sbsi.pt/atividadesindical/Servicos/ParquedeCampismo/Pages/default.aspx
Die Campingplätze waren durchweg sauber und recht angenehm. Der Untergrund ist fast immer hart und ohne Gras (logisch oder?), wir hatten keinem Hammer mit zum Einschlagen der Häringe (Steine haben den Job relativ gut erledigt). Die Sanitärräume waren gut bis sehr gut. Am lautesten waren die Portugiesen, die mit Kind, Hund und Flachbildschirm auf dem Campingplatz anrücken. Die Engländer schnarchen am lautesten (im Wohnmobil mit laut laufendem Fernseher ;o)) ). Auf manchen Campingplätzen gibt es "Jugendareale", die solltest du weiträumig meiden, die bauen selbst ihre Halfpipes und fahren dann bis Nacht gegen 1 Uhr mit den Skateboards... Insgesamt super gute Erfahrungen mit Camping gemacht.
Bis auf den zweiten Campingplatz fanden wir keine Campingplätze am Meer. In Portugal ist es verboten die ufernahen Bereiche zu bebauen, was für jeden einen freien Zugang zum Strand gewährleistet. Das fanden wir super, sind dadurch relativ wenig direkt am Strand gewesen.
Highlights, die du gesehen haben musst
Es gäbe mit Sicherheit ein Vielfaches mehr zu sehen, als das, was wir besucht haben, aber so ist es nun mal mit dem Rad - die Beine wollen irgendwann kein Sightseeing mehr...
Ein besonderes Erlebnis ist es mit der genialen Straßenbahn zu fahren. Wir haben die Runde um die Kathedrale gewählt, es war der Hammer. Wir sind einen Berg von locker 13%-14% hochgedüst. Wenn du den Kopf aus den offenen Fenstern raus gehalten hast, musstest du aufpassen, dass er nicht abgerissen wurde. Die Hauswände waren zum Teil nur 10 cm entfernt. Krass... (So ein Glück, dass wir den TÜV haben 😉 )
Kultur in Lissabon
Und was ganz Besonderes zum Schluß -FADO. Kennst du die herzzerreißenden Gesänge der Fado-Künstler? Wenn du nach Lissabon gehst, dann ist es ein echtes Muss...
Wer Lissabon besucht, muss einmal in eine der viele Fado-Gaststätten hineingehen. Wenn du diesem Gesang lauschst, verstehst du zwar kein Wort und doch zerreißt es dir fast das Herz. Dieser tragende und sehr dramatisch vorgetragene Gesang geht unter die Haut.
Im dritten Teil der Serie geht es weiter mit unseren Eidrücken und noch ein paaer Tipps zu Land und Leuten.
Herzliche Grüße
Thomas